Rückblick Saison 2006


Das Wettkampfjahr 2006 wird sicherlich nicht als eines der besseren Jahre in die Abteilungsgeschichte eingehen. Dazu fehlten uns die "Kracher", die einer Saison die Farbe geben. Trotzdem brauchen wir nicht unzufrieden zu sein, denn unsere Abteilung "lebt". So sind jede Woche in den unterschiedlichsten Altersklassen und Gruppen rund 120 Mitglieder beim Training dabei, wobei die Gesamtzahl der an unseren Übungsstunden Teilnehmenden sicherlich wesentlich höher ist, weil allzu viele recht unregelmäßig unsere Angebote annehmen. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass alle Gruppen von Übungsleitern betreut werden, die aus unserer Abteilung hervorgegangen und auch zur Zeit noch aktiv sind. Auch das Auftreten unserer Abteilung in der Öffentlichkeit kann überzeugen. Sowohl das Schülersportfest als auch der Rurtallauf waren hinsichtlich Teilnahme, Organisation und der damit einhergehenden Außenwirkung äußerst positiv; und das war nur erreichbar durch den uneigennützigen Einsatz vieler unserer Mitglieder oder deren Angehöriger. Vielleicht sollte man hier stellvertretend Manfred Röhlich, der neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer "seine" Senioren-Langstreckler zusammenhält, und Kathrin Schmidhuber, die sich in ihrer Eigenschaft als Jugendsprecherin um die Contzenhaus-Freizeit und bei der Rekrutierung und Einweisung der Streckenposten für den Rurtallauf verdient gemacht hat, nennen.

Was wäre jedoch die Leichtathletik ohne Leistung? Auch wenn wir uns dem Trend in unserer Gesellschaft, die den Sport als weitgehend von Beliebigkeit geprägte Freizeitbeschäftigung betrachtet, nicht entziehen können, so ist die Leichtathletik eine Sportart, die – leider immer weniger werdende Menschen – zur Leistung auffordert. Bei den Jugendlichen und Erwachsenen wird bei uns auch dieser Gesichtspunkt erfreulich häufig angenommen, was sich u. a. in der regelmäßigen Teilnahme einer größeren Zahl von Leichtathleten an den "normalen" Übungsstunden und an der Bereitschaft zur Teilnahme an zusätzlichen Trainingsmaßnahmen ausdrückt. Von ihnen war Rouben Rich, der nach zwei wenig erfolgreichen Jahren beim ASV Köln wieder unsere Farben trägt, wohl einer der Strebsamsten, aber leider auch der am meisten vom Pech Verfolgte. Nach einem sehr engagierten ersten Teil des Wintertrainings ließ er durch den 200 m-Sieg bei den Nordrhein-Hallenmeisterschaften in 21,99 Sekunden erkennen, dass er sich auf dem Weg zu einer endlich wieder erfolgreichen Sommersaison befand. Doch anschließend zwangen ihn Schmerzen im Knie zu mehrmaligen Pausen, so dass nur gelegentliche Wettkampfe möglich waren; erst im Spätsommer zeigte er u. a. mit 21,82 Sekunden über 200 m, wozu er fähig gewesen wäre, wenn ...... Ihm ist nun wirklich zu wünschen, dass 2007 ein Jahr ohne Beeinträchtigung sein wird.

Rouben war also der erste Nordrheinmeister des Jahres. Eine Woche später machte es ihm Irene Havertz-Röhlich bei den Nordrhein-Crossmeisterschaften mit dem Sieg in der Klasse W40 nach; sie gewann außerdem zusammen mit Monika Ruland und Gisela Maubach in der W40 die Vizemeisterschaft. Drei 4., zwei 6. Plätze sowie ein 8. Platz vervollständigten das gute Bild, das unsere tüchtigen Senior/innen hier ablieferten. Bei den Schüler-Hallenmeisterschaften wurde Alex Kääpä (M15) für sein eifriges Training mit dem 6. Platz über 1000 m in Bestzeit von 2:50,18 Min. belohnt. Leider fiel auch er anschließend verletzungsbedingt für den größten Teil der Sommersaison aus. Christiane Schieferdecker (W60) holte bei den Seniorenmeisterschaften in Mönchengladbach die Meisterschaft über 1500 m (6:49,58 Min.) und den zweiten Platz über 800 m, und Hartmut Schnitzler (M60) war mit zwei zweiten Plätzen über 800 m (2:42,06 min.) und 1500 m (5:36,13 Min.) ähnlich erfolgreich. In früheren Jahren waren unsere ansonsten so tüchtigen Senioren bei diesen Meisterschaften allerdings zahlreicher dabei.

Einen beträchtlichen Leistungsanstieg, hinter dem ein strebsames Training steckt, können wir für Christina Auel festhalten. Die B-Jugendliche lief ihre aktuellen Bestzeiten (800 m – 2:24,62 Min. und 1500 m – 5:07,58 min.) bei den Nordrheinmeisterschaften und belegte beide Male den 8. Platz. Ein toller Erfolg gealng ihr im Herbst bei den 10 km-Straßenlaufmeisterschaften in Mönchengladbach, wo sie bei der A-Jugend in 45:26 Minuten Nordrheinmeisterin wurde. Auch im weiteren Jahresverlauf bestritt sie nun häufiger Wettkämpfe auf den langen Strecken und deutete auch hier mit 43:33 Minuten über 10 km und 1:45:31 Std. auf der Halbmarathondistanz ihre Möglichkeiten an. Völlig unerwartet lief Vera Müller bei den Nordrheinmeisterschaften in ihrem ersten 10 km-Lauf hinter Christina in 48:04 Minuten auf den 2. Platz. Biggi Vilvo, die noch viel Potenzial besitzt, vor allem wenn sie gesundheitlich stabiler wird, wurde hier bei den Frauen in 43:58 Minuten Siebte. Mit Kristina Bauchmüller haben wir eine weitere entwicklungsfähige Läuferin, so dass sich endlich im langen Bereich Konkurrenz für den bisher von unseren Seniorinnen bestimmten Langstreckenbereich abzeichnet.

Christina Auel startete im April zudem bei den Westdeutschen Langstreckenmeisterschaften und lief über 5000 m als 14. (7. im LVN) mit 20:58,44 Minuten Bestzeit. Irene Havertz-Röhlich (8. Platz in 1:30:10 Std.) und Monika Ruland, beide W40, (13. in 1:32:31 Std.) waren bei den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Herten-Bertlich hervorragend plaziert.

Wenn es um Europa- oder Weltmeisterschaften der Senioren geht, kommt man auch 2006 um Christiane Schieferdecker (W60) nicht herum. In Posen/P belegte sie bei den europäischen Titelkämpfen über 400 m (9.), 800 m (7.) und 1500 m gute Endkampfplätze, und sie krönte ihre guten Leistungen mit dem Gewinn der Goldmedaille als Mitglied der deutschen 4 x 400 m Staffel. Gold gab es für sie auch bei den mit Crosslauf, Straßenlauf und Gehen kombinierten Hallen-Weltmeisterschaften der Senioren in Linz. Nach einem 4. Platz über 3000 m (in der Halle) wurde sie im 8 km-Crosslauf Fünfte und mit der deutschen Mannschaft Weltmeisterin. Darüber hinaus belegte sie im Halbmarathonlauf den 7. Platz. Ihr Sohn Jörg Schieferdecker (M35) schaffte nach einem 6. Platz im 10 km Straßengehen mit der deutschen Mannschaft den Sprung auf den Bronzeplatz.

DTV-Leichtathleten waren also auch 2006 auf allen Meisterschaftsebenen dabei und dazu noch erfolgreich. Neben den Vorgenannten haben auch andere auf sich aufmerksam gemacht. Bei den Senioren sei noch einmal Irene Havert-Röhlich mit neuen Kreisrekorden über 1500 m und 3000 m erwähnt. Frank Paschke (M40) ist trotz seines schon nicht mehr ganz taufrischen Alters einer der besten Langstreckler im Kreis und lief auf den Strecken von 3000 m bis Marathon, hier schaffte er in Hamburg 2:37:22 Std., gute Zeiten. Der in diesem Jahr zu uns gestoßene Elmar Christoffels erwies sich trotz seiner 46 Jahre als echtes Lauftalent mit guten Ergebnissen auf den langen Strecken von 10 km bis Marathon (2:54:59). Anne Plönnes, nun im ersten Frauenjahr, zeigte im Frühjahr gute Sprintleistungen, war aber anschließend nicht problemfrei. Ähnliches gilt für Jonas Kusch (B-Jugend), der nach gutem Beginn (u.a. 2:04,61 Min. über 800 m) die Saison krankheitshalber früh beendete. Biggi Vilvos Zwillingsschwester Judith begann die Saison mit neuen Hausrekorden im Sprint und beendete sie mit ersten Mittelstreckenversuchen, die ihre Möglichkeiten im Langsprint und auf der kurzen Mittelstrecke andeuteten.

Erfreulich ist das zahlenmäßige Anwachsen der jungen Mittelstrecklergruppe. Besonders bei den Jungen wächst diese Truppe ständig an, und es wird sich zeigen, wer neben den schon positiv "auffällig gewordenen" J. Kusch und A. Kääpä, die allerdings noch zeigen müssen, ob sie ihre Begabung weiter entwickeln können, weiter voranzukommen vermag.

Verbesserungsbedürftig ist die Teilnahme unserer zahlreichen Schüler am Wettkampfgeschehen. Das Training in der Gruppe soll vielfältige Bewegungsmuster vermitteln und Grundlagen für die Einübung von technischen Fertigkeiten schaffen. Dazu gehört es, dass Fortschritte im Wettkampf erprobt werden. Hier ergeben sich für die Übungsleiter Hinweise auf Defizite, deren Beseitigung in den Übungsstunden anzustreben wäre. Die jungen Leichtathleten können im Wettstreit mit Kindern aus anderen Vereinen und auf fremden Sportplätzen aber auch eine Bestätigung ihrer Leistungsfähigkeit und damit neue Motivation erlangen. Nicht zuletzt für die Persönlichkeitsbildung sind Wettkämpfe, wenn sie dosiert bestritten werden, vorteilhaft. Leider waren wir nicht nur bei den Meisterschaften dieser Altersklassen, sondern auch allgemein bei Wettkämpfen nicht unseren Möglichkeiten entsprechend vertreten, und auch bei unserem eigenen Schülersportfest, wo die geschlossene Teilnahme Ehrensache sein sollte, fehlten doch allzu viele.

Wir beobachten seit einiger Zeit ein für "alte" Leichtathleten merkwürdiges und kaum nachvollziehbares Phänomen: Die Übungsstunden sind gut bis sehr gut besucht, aber viele der dort aktiven, und zwar vor allem jüngeren Leichtathleten zeigen zunehmend wenig Interesse an Wettkämpfen. Als Übungsleiter fragt man sich in diesem Zusammenhang, wozu man Zeit und Kraft investiert, wenn das "Lob" für diesen Einsatz durch entsprechende Leistungen ausbleibt. Steckt dahinter Angst zu versagen? Dient der Sport in erster Linie kommunikativen Zwecken? Antworten bekommt man auf Nachfragen im Grunde nicht.

Leichtathletik ist zwar eine Individualsportart, doch können zuweilen Gemeinschaftserlebnisse nachhaltigere Eindrücke hinterlassen. Dazu gehörte in diesem Jahr vor allem die Teilnahme an der Marathonstaffel im Mai in Eupen. Nicht nur dass drei DTV-Staffeln mit insgesamt 15 Läuferinnen und Läufern am Start waren, lässt die Beteiligten diese Veranstaltung lange in Erinnerung behalten, prägender waren wohl eher die Umstände, unter denen hier im wahrsten Sinne gekämpft wurde. Sturm und starker Regen verlangten auf dem nahezu unwegsam gewordenen Geläuf alles ab, und so gesellte sich zu der Freude über ein erfolgreiches Abschneiden die Genugtuung, diesen nicht alltäglichen Wettkampf bestanden zu haben.

Willi Trocha (Pressewart)